Prolog
Das Schützenwesen hat eine jahrhundertealte Geschichte und ist im Münsterland und in der Stadt tief verwurzelt. Wir Schützen haben durch die Jahrhunderte hindurch, trotz Tradition, stets den Blick für die Zeichen der Zeit gehabt: von der mittelalterlichen Schutzgemeinschaft über die Pflege heimatlichen Brauchtums und Schießsports sowie ungetrübtem Frohsinn und Geselligkeit bis hin zu bürgernahem Engagement und sozialer Verantwortung für das Miteinander in unserer Stadt.
Wir Münsteraner Schützen sind über den Deutschen Schützenbund e.V. und den Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften e.V. Köln mit den Schützen im Bundesgebiet verbunden.
Es geht heute darum, seine Mitbürger, seine Schützenschwestern und -brüder zu überzeugen und im Herzen berührt zu wissen, dass die Achtung des Anderen, Solidarität, Mitgefühl, Gemeinsamkeit und Zusammengehörigkeitsgefühl bei den Schützen mehr sind als nur Worte.
Die vielen Aktionen und gemeinsamen Veranstaltungen in den Bruderschaften und Vereinen zeugen von dem Gemeinsinn.
Wir wissen auch, wie schwer es ist, in der heutigen, sich schnell verändernden Arbeits- und Freizeitwelt, die Jugend in das Schützenwesen einzubinden. Dennoch werden wir uns immer erneut um diese Jugend bemühen und nicht darauf warten, dass sie im gereiften Alter zum Schützenwesen finden.
Zu Beginn des 12. Jahrhunderts wurden in Münster die ersten "Eisen" (Verteidigungsgemeinschaften der Bürger) gegründet. Aus ihnen entstanden im 15. Jahrhundert die ersten Schützenvereine, die damals als Bürgerwehren und zur Brandbekämpfung eingesetzt wurden.
Im Jahr 1447 fand in Münster das erste Vogelschießen statt. Die älteste noch existierende münsterische Schützenbruderschaft ist die Tischlerbruderschaft. Schon fast hundert Jahre vor dem Westfälischen Frieden von 1648 in Münster und Osnabrück schlossen sich die Tischlerhandwerker zur Tischlerbruderschaft im Jahre 1564 zusammen.
Des weiteren vereinigten sich während des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1624 Bewohner von St. Mauritz zur Schützenbruderschaft Stift St. Mauritz. Im Jahr 1626 schlossen sich Bewohner von Nienberge zur Schützenbruderschaft St. Jacobi Nienberge und im Jahr 1630, im Zentrum der Stadt, Bürger zur Liebfrauen Schützenbruderschaft Münster zusammen. Es folgten im Jahre 1652 die Bülter-St. Petri Schützenbruderschaft Münster und 1727 die Schützenbruderschaft St. Josef Kinderhaus e.V..
Im Achtzehnten bis Zwanzigsten Jahrhundert wurden mit der Stadterweiterung eine Vielzahl weiterer Bruderschaften und Vereine gegründet.
Lange war es schon Ziel der Münsteraner Schützenvereine und -bruderschaften, ein gemeinsames Stadtschützenfest zu veranstalten, um den Besten der Besten zu küren und ein herzliches Miteinander zu finden.
Schon im Jahr 1953 hatten sich erstmalig in Münster Bruderschaften und Vereine aus dem östlichen Münster zusammengesetzt, um über Gemeinsamkeiten zu beraten. Viele Schwierigkeiten ließen diese Idee immer wieder nur Theorie bleiben.
Letztlich waren wohl die Zeit für die Organisation und das liebe Geld Hemmnisse, die kaum zu überbrücken waren. Die Idee ging nicht verloren und auf der Suche nach Realisierung kam ein Sponsor zur Hilfe.
Der Beginn
Josef Gerke und Bernd Nüssing, 1. und 2. Brudermeister der Schützenbruderschaft St. Mauritz-Erpho e.V. von 1876, ergriffen, unterstützt von der Privatbrauerei Alex Rolinck (Burgsteinfurt) die Initiative.
Ca. 13 münsterische Schützenvereine und -bruderschaften wurden zu einer Testversammlung am 12. Mai 1980 um 20.00 Uhr in die Gaststätte "Altes Försterhaus" eingeladen.
Die erschienenen Vereine und Bruderschaften wünschten ein gemeinsames Stadtschützenfest.
Am 09. Juni 1980, 20.00 Uhr trafen sich an gleicher Stelle insgesamt 50 Schützenvereine und -bruderschaften um einen gemeinsamen Plan für das Stadtschützenfest 1980 auszuarbeiten.
Festgelegt wurde, dass das Vogelschießen an einem Samstagmorgen stattfindet, an dem alle Könige der Vereine und Bruderschaften des Jahres 1980 teilnehmen und den Stadtschützenkönig ermitteln. Dem Sieger des Königsschießens winkten 2.000 DM, für die Insignien Krone 1.500 DM, Zepter und Apfel je 1.000 DM für seine Bruderschaft oder Verein. Weiterhin wurde beschlossen, dass vierzehn Tage später der Schützenball in der Halle Münsterland stattfinden solle, der mit dem Einzug der Fahnen und Königspaare aller Vereine und Bruderschaften sowie einiger Spielmannszüge in die Halle beginnt.
Dem Stadtschützenkönig, respektive der Stadtschützenkönigin, wird eine Stadtschützenkette überreicht.
Nach Vorstellung der Initiatoren Josef Gerke und Bernd Nüssing soll das Stadtschützenfest jedes Jahr zukünftig stattfinden.
Die Verbandsgründung 1983
Trotz Euphorie und Freude, die Vorbereitungen und Arbeiten für das Stadtschützenfest wurden immer umfangreicher und den beiden Initiatoren Josef Gerke und Bernd Nüssing zu viel. Nur mit sporadisch freiwilligen Helfern konnte eine solche Großveranstaltung nicht weiter vorbereitet und durchgeführt werden. Um die Lasten auf mehrere Schultern zu verteilen, mussten verantwortliche und arbeitsteilige Strukturen geschaffen werden, um die Durchführung eines jährlichen Stadtschützenfestes zu sichern.
Am 12.09.1983 trafen sich die Vertreter der Schützenvereine und -bruderschaften in der Gaststätte Lördemann. Viele der erschienenen Schützen fanden keinen Sitzplatz und mussten stehend die Versammlung verfolgen. Anfangs stand man der vorgeschlagenen Verbandsgründung sehr skeptisch gegenüber, fürchtete man doch um Verbandsabgaben und eventuelle Haftungsrisiken für das Stadtschützenfest. Claus Alander vom Allgemeinen Bürgerschützen Corps der Stadt Münster, vereinserfahren und Mann der klaren Worte, überzeugte die Versammlungsteilnehmer davon, dass sich für die einzelnen Vereine und Bruderschaften nichts ändern würde und auch keine Kostenrisiken auf sie zukämen.
Die Teilnehmer stimmten der Verbandsgründung zu.
Aufgabe des Stadtverbandes ist es, das jährliche Stadtschützenfest vorzubereiten, die Vereine und Bruderschaften über die Planungen zu unterrichten, zum Stadtschützenfest einzuladen und das Fest durchzuführen. Es war ein Zusammenschluss zum Verband münsterischer Schützenvereine und -bruderschaften zu dem gemeinsamen Zweck "Stadtschützenfest". Den Verband, als eingetragener Verein zu gründen, wurde bewusst noch zurückgestellt.
In einem Kraftakt wurde ein kommissarischer Vorstand gewählt. 1. Vorsitzender wurde Josef Gerke, Stellvertreter und Kassenwart Bernhard Nüssing (beide von der Schützenbruderschaft St. Mauritz-Erpho e.V. von 1876), Schriftführer Claus Alander (Allgemeines Bürgerschützen Corps der Stadt Münster), Vergnügungsobmann Schorsch Koch (Bürgerschützenverein Mühlenfeld-Alt e.V. von 1924).
Der neue Stadtschützenkönig Kurt Niggemann (Schützenverein Hubertus Angelmodde von 1951) und Ludwig Mecklenburg (Bürgerschützenverein Kemper Münster von 1863) fungierten als Beisitzer. Dieses Amt übten Kurt Niggemann von 1983 bis 1991 und Ludwig Mecklenburg von 1983 bis 1988 aus. 1. Schießwart wurde Werner Urban (Bürgerschützenverein Kemper), der auf Anordnung des Regierungspräsidenten nach kurzer Zeit sein Amt wieder zur Verfügung stellen musste.
Die erste Vorstandssitzung fand dann am 21.10.1983 in der Gaststätte "Alte Mühle", Gartenstraße, statt, zum Kennenlernen und um erste Überlegungen für die Gestaltung des Stadtschützenfestes 1984 anzustellen. Erneut traf sich der Vorstand am 27.10.1983 in der Gaststätte "Alte Mühle".
Auf der Versammlung des neu gegründeten "Verbandes der Schützenvereine und Schützenbruderschaften der Stadt Münster" im Juni 1984 bestätigten die Versammlungsteilnehmer den kommissarisch gewählten Vorstand des Verbandes für drei weitere Jahre im Amt. Künftig sollten die Vorstandsmitglieder immer für drei Jahre gewählt werden. Auf eine Satzung wurde verzichtet. Es sollte ein loser Zusammenschluss sein und mit den Vereinen und Bruderschaften das jeweilige Stadtschützenfest abgesprochen werden.
Das gegenseitige Kennenlernen und Miteinander sollte im Mittelpunkt stehen.
Der "Verband der Schützenvereine und Schützenbruderschaften der Stadt Münster" erhält die Rechtsform eines eingetragenen Vereins.
Auf der Mitgliederversammlung am 12. März 1996 im ABC-Schützenhof, Steinfurter Straße, wurde beschlossen, dem Verband die Rechtsform eines eingetragenen Vereins zu geben. Gleichzeitig wurde eine Satzung verabschiedet und der am 12.10.1995 in der Jahreshauptversammlung gewählte Vorstand im Amt bestätigt. Die am 12.03.1996 beschlossene Satzung wurde auf der Mitgliederversammlung am 09.05.1996 dahingehend erweitert, das auch die vier geschäftsführenden Vorstandsmitglieder das Stimmrecht haben, nicht jedoch bei Wahlen zum geschäftsführenden Vorstand.
Die Eintragung in das Vereinsregister erfolgte am 28. Februar 1997.
Ab dem Jahre 1995 bis heute und entsprechend der Satzung, wurde dann in jedem Jahr vor einem Stadtschützenfest - in der Regel im Juni - eine Mitgliederversammlung zur Besprechung des Stadtschützenfestes und eine Jahreshauptversammlung - im Oktober - abgehalten.
Zur Vorbereitung dieser Versammlungen und Regelungen für das Stadtschützenfest fanden regelmäßige Vorstandsbesprechungen statt.